Mehr Ruhe, Rücksicht und keine Raser in der Innenstadt von Werther

Wer sich mit großen Emotionen und ohne Anerkennung aller wichtigen Fakten seine Meinung bildet, der wird zumeist keine objektiven und dem Gemeinwohl zuträglichen Entscheidungen finden.

Das gilt auch für die Frage, wie man den Verkehr lenken kann, um eine höhere Aufenthaltsqualität in der Innenstadt von Werther bekommt. Im Rahmen vieler weiterer Maßnahmen ist der Rat der Stadt Werther auch dieses Thema angegangen. Verkehrszählungen in der jüngsten Vergangenheit, vor dem Beginn des Verkehrsversuchs, hatten bereits belegt, dass die größte Unruhe durch PKW in die Stadt gebracht wird, die rücksichtslos auf dem schnellsten Weg von der Bielefelder Straße den Rückstau an der Ampelkreuzung umfahren wollen und so mit 40 km/h über den Alten Markt und die Ravensberger Straße dübeln. Mehr als zwei Drittel dieser Fahrzeuge nehmen den Weg vom ZOB durch die Innenstadt zur Engerstraße (im Zeitraum der Messungen).

Das anerkennend hat sich der Rat mit großer Mehrheit dafür entschieden einen einjährigen Verkehrsversuch durchzuführen, der darin bestand, die Ravensberger Straße auf einer Strecke von rd. 90 Metern als Einbahnstraße ausweisen zu lassen. Der Kreis Gütersloh als zuständige Behörde stimmte dem zu. Diese Entscheidung war völlig emotionslos und ergebnisoffen. Niemand hat sich von Anfang an eine Einbahnstraße gewünscht oder sich darauf festgelegt.

Erstaunlich und einem fairen Abwägungsprozess gegenüber absolut kontraproduktiv war es dann, dass bereits nach einem Monat nach Beginn des Versuchs Fraktionen und einzelne Bürger die Ergebnisse des Versuchs bereits kannten, lautstarke Öffentlichkeitsarbeit gegen die Einbahnstraßenregelung machten und beantragten, den gerade begonnen Versuch abzubrechen. Solchen unsachlichen und rein populistischen Aktionen folgte die UWG-Fraktion nicht.

Während des Versuchs ließ die begleitende Öffentlichkeitsarbeit durch die Stadtverwaltung stark zu wünschen übrig. So waren viele BürgerInnen verunsichert und meinten z.B., dass man mit dem Kraftfahrzeug vom Venghauss-Platz nur links herum Richtung Volksbank fahren dürfe, andere sprachen von der gesamten Ravensberger Straße als Einbahnstraße.

So wurde versucht, das Image des Verkehrsversuchs schlecht zu machen. Da schloss sich dann auch die Werbegemeinschaft der Wertheraner Geschäfte an. Unserer Ansicht nach völlig unbegründet, ja sogar entgegen der eigenen Interessen wurde auch von dort die Aufhebung des Verkehrsversuchs gefordert.

Die deutliche Mehrheit im Stadtrat entschloss sich dafür, den Versuch bis zum geplanten Ende aufrecht zu erhalten und die Ergebnisse abzuwarten, die der dazu gebildete Arbeitskreis erarbeiten sollte. In der abschließenden Sitzung waren Vertreter der Fraktionen, der BürgerInnen, des ADFC, und der Werbegemeinschaft vertreten. Moderiert durch die Mitarbeiter des unabhängigen Beratungsbüros waren die Ergebnisse eindeutig: Sowohl die zu Anfang gemeinsam und einvernehmlich gesetzten Ziele (Beruhigung, Sicherheit, Erhalt der Kaufkraft der Gewerbetreibenden), als auch die problemlose, preiswerte und zügige Umsetzung wurden nur durch eine Alternative erreicht: Beibehaltung der Einbahnstraße in der jetzigen Version. Was wäre das für ein absolut irres Verhalten, nach diesem Ergebnis sich für die Aufhebung der Einbahnstraße auszusprechen?

Bei allen Arbeitskreissitzungen war ein Vertreter der Werbegemeinschaft der Wertheraner Geschäfte zugegen. Bei einem nichtöffentlichen Treffen hat die Werbegemeinschaft den Fraktionen ein eigenes Konzept vorgestellt. Um das in dem darauf folgenden Ausschuss und im Rat behandeln zu können, hätte die Werbegemeinschaft es kurz einreichen oder im Arbeitskreis vorstellen müssen.


Trotz Aufforderung durch uns, weigerte sich der Vertreter der Werbegemeinschaft dieses Konzept dort vorzustellen und niemand weiß, warum.

Immer wieder wird angesprochen, dass die Mehrheit im Rat die Umfrageergebnisse während des Verkehrsversuchs missachten würde. Wie oben beschrieben ist leider bereits zu Anfang des Versuchs durch falsche, unsachliche und einseitige Informationen versucht worden, den Versuch zu stoppen. Allein vor diesem Hintergrund sind die Umfrageergebnisse bereits stark manipuliert und nicht mehr aussagekräftig. Bei der Umfrage der Werbegemeinschaft konnte jeder, egal in welchem Ort er lebt, beliebig viele Antworten einreichen. Eine Umfrage, die von Anfang an kein tragfähiges Ergebnis bringen kann.

Was vielleicht als verwertbar übrig bleibt, und das haben wir sehr wohl auch bei unserer Meinungsbildung berücksichtigt: Die Mehrzahl der befragten Kraftfahrer sind gegen die Einbahnstraße, die Mehrzahl der befragten RadfahrerInnen und FußgängerInnen sind für die Einbahnstraße, weil sie sich sicherer und nicht bedrängt fühlen.

Unserer Auffassung nach täuschen sich die in der Werbegemeinschaft aktiven Geschäftsleute: Durch die ruhigere Innenstadt und viel besserer Aufenthaltsqualität werden die Geschäfte nicht schlechter, sondern besser laufen. Die Erreichbarkeit ist bei keinem Geschäft eingeschränkt. Eine größere Anzahl von Kunden wir Freude daran gewinnen sich der Innenstadt zu Fuß oder mit dem Rad zu nähern, weil man nicht mehr durchfahrende Raser befürchten muss. Die jetzige Verkehrsführung bringt diese Vorteile nicht nur für die Ravensberger Straße, sondern ganz besonders auch für die Alte Bielefelder Straße und den Alten Markt. Wer alle Fakten zur Kenntnis nimmt und bei seiner Entscheidung berücksichtigt, muss zu dem Schluss kommen, dass die jetzige Verkehrsführung ein großer Schritt nach vorn ist.

UG