Liebe Besucher dieser Seite!
Hier stelle ich einige meiner gemalten Bilder aus. Viele davon gehören mir nicht mehr selbst, andere würde ich aber auch abgeben. Was ich bisher so gemacht habe und bei welchen Ausstellungen bislang meine Sachen zu sehen waren, können Sie meiner kleinen Biografie entnehmen, die auf Klick in gesondertem Fenster geöffnet wird: Biografie!
Ich habe zwischenzeitlich auch einige Objekte aus Holz, Schiefer, und anderen rustikalen Materialien hergestellt, die hier auch zu sehen sind, die aber in Natura wirklich einen besseren Eindruck machen. Außerdem werden hier einige meiner Fotos gezeigt.
Wer Interesse an den Werken hat oder gern die Fotos, Bilder oder Objekte ausstellen oder zum Verkauf anbieten möchte, darf sich gern bei mir melden.
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Klicken Sie bitte jeweils auf das Objekt,
Im Oktober des Jahres 2008 wurde in der
Galerie des Erlebnis-Cafes “Hundertsinne”
in Stemwede die Ausstellung “Neue Symbole” eröffnet.
Anlässlich dieser Ausstellung führte Roswitha Dilge in das aktuelle Werk Uwe Gehrings ein:
Ausstellung „Neue Symbole“
Was können wir uns unter dem Begriff „Neue Symbole“ vorstellen?
Wir kennen Symbole, und wir scheinen in Zeiten der Globalisierung
für uns wichtige Symbole zu beherrschen: Der Stern am Mercedes
steht für Reichtum und Noblesse, und beim geschwungenen gelben M
schreit jedes Kind auf: „Ich will zu McDonalds!“
Die neuen Symbole, um die es in dieser Ausstellung geht, sind jedoch
weit persönlicher als Mercedesstern und McDonalds-M und
deswegen auch nicht so leicht mit Bedeutung zu unterlegen.
Da ein Bild immer eher einem gemalten Tagebuch gleicht als einem auf
Konsens beruhenden Zeichensystem wie das Alphabet, müssen
zwangsläufig die Symbole eines Bildes auch individuell sein.
Unzugänglich sind sie deshalb jedoch nicht.
Auf Uwe Gehrings Bildern finden wir Symbole auf mehreren Ebenen.
Auffallend ist immer wieder die symbolische Bildkomposition:
Das Messende, Ordnende im Bild „Schwingung“ und das, was
sich darüber hinwegsetzt: die Sinuskurve, die die strenge Form des
Koordinatenkreuzes aus Maßbändern einfach übergeht,
geschmeidig und in strahlender Intensität eine weiche, gebogene
Form darüber legt.
Natürlich ist sie als physikalische Größe ebenfalls
Form, die Ordnung und Maß unterliegt, aber durch ihre spezielle
Form und besonders ihre Farbigkeit setzt sie sich erheblich von der
Ordnung des im Irdischen verhafteten Koordinatenkreuzes ab.
Damit kommen wir stringent auf die Symbolebene der Farbigkeit zu sprechen, die in allen Bildern eine wesentliche Rolle spielt.
Das helle Grün, changierend zwischen Smaragd und Türkis,
schwebt als hauchdünne Schicht zwischen den Dimensionen. der
Dimension des irdischen Verbundenseins, dargestellt durch den warmen,
ockerfarbenen Untergrund, der erdig und diesseitig wirkt
einerseits dem Verfall des irdischen Lebens an heim gegeben, aber auch
dem greif-und Begreifbaren zugeordnet - eben einfach
erdverbunden, am oberen und unteren Bildrand aber in eine Ordnung
mündet, die, strikt begrenzt und begrenzend, nur noch tot, starr
und staubig ist.
Und dann ist da die Dimension der fast jenseitigen Abgründigkeit
der Sinuskurve, die sich im tiefen, unergründlichen Blau, das bis
ins Schwarz verläuft, findet, vergleichbar mit einem Abstieg ins
Meer, in dem die leuchtende Bläue immer dunkler und intensiver
wird, um schließlich in nachtdunkle Schwärze zu münden,
so wie die Tiefen des Unterbewusstseins oder Unbewussten sich der Farbe
der Träume, blau, bedient, in den abgründigsten Tiefen aber
keinen Strahl des Bewusstseins mehr zulässt.
In Bezug auf das helle Grün aber kommt das Symbolhafte des Vexierbildes ins Spiel.
Vexierbilder wurden vor allem im Barock auf Grund der Überzeugung
verwendet, dass das Weltgeschehen voller heimlicher Verweise und
verborgener Sinnbezüge sei.
Salvador Dalí hat sie in seine ohnehin rätselhaften Bilder
eingearbeitet: Welt, Traum und Psyche gehen ein Vexierspiel voller
Widersprüche und Unerklärlichkeiten ein. Und Sie finden in
den hier ausgestellten Bildern nicht zufällig ebenfalls
Anklänge an den Surrealismus und an Vexierbilder, denn Uwe Gehring
zitiert zum Teil dezidiert die Formensprache Dalís und
Magrittes. Zu sehen ist ein solches Vexiermotiv in dem Bild „Aus
der Mitte“, in dem Sie auf den ersten Blick wahrscheinlich einen
Propeller erkennen.
Aber auch das zwischendimensionale Grün im Bild „Schwingung“ liefert ein solch frappierendes Vexierspiel:
Geht man näher an das Bild, erkennt man das Trennende in der
Farbigkeit von Grün und Ocker obwohl durch den gleichartigen
Rhythmus des Pinselduktus bei der Sinuskurve und im Ocker-Feld die
Zusammengehörigkeit der beiden Farbfelder betont wird (sie
verkörpern im weitesten Sinne ja das Verhaftetsein des Menschen,
der aus Erde gemacht ist, mit der Erde, und dem Inneren, dem
blauen Bereich der Psyche und des Unbewussten).
Entfernt man sich aber von dem Bild, verschwimmt das Grün mit dem
Ocker. Da werden Körper und Seele durch diesen „Kitt“
der grünen Schicht zusammengefügt.
In der indischen Mythologie symbolisiert das Smaragdgrün das
Herz-Chakra, das für das Zusammengehörige,
Harmonisch-Verbindende steht.
Noch einmal zur Symbolebene der Farbigkeit: Auch Gold gehört zu dieser Farbe des Herzens.
In „Glück“ legt sich ein Hauch von Blattgold über
die steinern graue Zwiebel, die da aufbricht. Amorphes Gold zieht sich
durch die Ekel evozierende Ordnung, die strikte Alltägliichkeit
des Bildes „Goldener Schnitt“ ein goldener Schnitt
durch den vordergründigen Alltag als jeder Tag, für den
symbolhaft die gebrauchten Rasierklingen stehen?
Und goldene Nervenfasern winden sich durch die säuberlich
voneinander getrennten Arterien und Venen des Triptychons
„Blutkreislauf“. Dieses Gold ist die einzige Andeutung auf
das Herz, das hier fehlt. Es findet kein Austausch statt zwischen Blau
und Rot die ebenfalls als farbliche Symbole zu sehen sind, dieses
Mal als sehr bekannte für Arterien und Venen. Diese winden sich
aufeinander zu, nehmen vielleicht ersten Kontakt auf über einer
goldenen Fläche, die einen solchen Kontakt ermöglicht, aber
noch ist der Blutkreislauf nicht geschlossen, es gibt keinen.
Noch nicht oder nie das bleibt im Bild offen. Die Aussage ist
vergleichbar mit der anderer Bilder, in der zwei Schichten, zwei
Gegensätze, einander widerstreitende Elemente die Frage
symbolisieren, wie in diesem Leben die Kompatibilität zwischen
Außen und Innen, Wunsch und Wirklichkeit gelingen kann.
Die farblich und kompositorisch nebeneinander existierenden
Symbolräume, die sich kaum berühren oder aber zwanghaft
miteinander in Berührung kommen, zeigen die Bilder hier immer
wieder.
Symbolisch dafür stehen nicht nur die Farben Blau und Ocker,
sondern auch Grau in den Bildern „Naht“ und
„Reißverschluss“. Schwallartig, wie eine Lawine oder
ein Wasserfall durch den flimmernden Pinselduktus, das den warmen,
ockerfarbenen Körper, der in „Reißverschluss“
völlig erstarrt, sich in „Naht“ dagegen geradezu zu
winden scheint (hier wird die geschmeidige Biegung der Sinuskurve in
„Schwingung“ fast depressiv, ja, qualvoll modifiziert),
bedrängt oder kalt vereinnahmen will.
Und hier wird auch der irdische Körper durch das Ocker betont, der
zwischen dem Alltag, der grauen, toten Ordnung und seinen inneren
blauen Abgründen und Meeresuntiefen steht. Die innere
Zerrissenheit wird in beiden Bildern durch die rot pulsierende Naht
hervorgehoben. Operativ scheint hier ein Eingriff vorzuliegen, der
gewaltsam verbindet, was auseinanderzureißen droht, weil der
Körper zwischen zwei als nicht miteinander vereinbar scheinenden
Bereichen hin und hergerissen ist.
Die vielen offenen Fragen, die sich in diesen beiden, von innerer
Zerrissenheit sprechenden Bildern symbolisch darstellen, geben auch den
Titel eines weiteren Bildes, das Uwe Gehring selbst als eines seiner
„besten Bilder“ bezeichnet.
„Offene Fragen“ wie ein Feld voller Steine des
Anstoßes? Und Anstoßes wozu? Anstoß zu nehmen? Oder
wird hier etwas angestoßen? Das Darüberklettern, das
Hindurchkommen, ist mühsam. Wieder überwiegt hier die
nächtliche, tiefe und geheimnisvolle Atmosphäre, die zwei
Drittel des Bildes bestimmt. Tiefe Schlagschatten, die aus
verschiedenen perspektivischen Blickwinkeln her einfallen und bis ins
Schwarze gehen, bergen Geheimnisse, die man vielleicht gar nicht
berühren möchte oder kann. Vorhanden sind sie trotzdem. Sie
tauchen auf, und sie lasten, hüllen ein, wirken durchaus
bedrohlich jeder hat seine Abgründe. Und in der Tat hat
Gehring dieses Bild ganz intuitiv begonnen, er ist mittendrin
angefangen, „und dann hat es sich quasi von allein
weiterentwickelt“.
Die inhaltliche Symbolebene des Heimat-Motivs
Am Horizont des Bildes „Offene Fragen“ taucht stilisiert
die heimatliche Hügelkette des Wiehengebirges und des Teutoburger
Waldes auf. Vor allem dieser mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit,
die bis heute umstritten und ungelüftet ist, fesselt Uwe Gehring,
der aus dem Ravensberger Land stammt und sich wünscht, den Ort zu
finden, an dem die Varusschlacht tatsächlich stattgefunden hat.
Doch symbolisch sind auch in den beiden „Heimat“-Bildern
große Flächen in blaues Nachtdunkel gehüllt, gehen am
Horizont in tiefes Schwarz über, während der Betrachter noch
unter einem trügerisch hellen Himmel zu stehen scheint.
Aber auch die Wolken, die schwer und in ihrer Form an die Steine des
Bildes „Offene Fragen“ erinnernd, ziehen wie drohende, sehr
massiv wirkende Verdunklungen vom Horizont her über den Himmel und
verhüllen das Tageslicht, dämpfen es.
„Heimat“ wird von Gehring sehr ambivalent aufgefasst.
Eine verloren in der Ebene fröstelnde Baumgruppe, in kaltes
Nachtlicht getaucht, rechts im Bildvordergrund ein altes Steingrab, das
aus der heimatlichen Vergangenheit heraufscheint im anderen
„Heimat“-Bild ist es die Irminsul als herausragendes Symbol
für die heidnisch-germanische Vergangenheit dieser Landschaft.
In der perspektivischen Diagonale ein Baum Symbol der Weltesche?
Alles liegt im Halbdunkel, der Horizont, die Zukunft, liegt in
Finsternis . Fast wie ein Leuchtzeichen hebt sich das Symbol der
Irminsul dagegen ab mit seinem unausgesprochenen „Ich
bleibe!“
Der Berg, auf dem sie steht, ist wieder smaragdgrün, das für den Schleier zwischen den Dimensionen steht.
Aber wie sagte schon August Böckstiegel, der als Maler aus der
Werther, auch Gehrings Heimatort, stammte und der diesen sehr
beeindruckt hat?
„Das Beste im Menschen bleibt ewig ein Geheimnis!“
Roswitha Dilge